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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Was macht eigentlich eine Wechseljahrsberaterin? Ein Britta Scholten Spezial

„Frau im Wechsel“ nennt sich das bundesweite Netzwerk derer, die Frauen in und über die Menopause aufklären wollen. Unsere Wechseljahrsexpertin Britta Scholten hat die aktuelle Tagung des Vereins besucht und erzählt, worum es geht

Britta Scholten ist unsere Führungsfrau in der „Wechselwirtschaft“
Foto: picturepeople


Silke seufzte im letzten Palais-Fluxx-Newsletter: „Ach, liebe Leuchtende, da werden wir noch viel Freude haben“, und bezog sich auf die Mottenkiste der aktuellen deutschen Film- und Fernsehproduktion. Ich seufzte am letzten Wochenende: „Ach, liebe Wechseljahres-Beraterinnen, da werden wir noch viel Arbeit haben“, und bezog mich auf die Mottenkiste der Vorurteile über Frauen in den Wechseljahren.

Die Ähnlichkeiten in unseren Aktionen waren verblüffend: Palais Fluxx leuchtete in Berlin mit „Let‘s change the picture“, die Wechseljahres-Beraterinnen erhellten die Mitte von Deutschland mit ihrer „Frau im Wechsel“-Tagung in Edersee. In Berlin der rote Teppich, im Tagungszentrum bunt gemusterte Auslegeware, die sich charmant mit den ebenso bunten Vorhängen biss. Und statt Glitzerjacken war bei uns der Pilates-Ball beim Beckenbodentraining das wichtigste Accessoire.

Sätze, die keine Frau hören möchte

So wie Silke oft erklären muss, was Palais Fluxx ist, müssen wir Wechseljahres-Beraterinnen häufig erklären, was wir machen. Die Kurzform: Wechseljahres-Beraterinnen decken das ab, was in der gynäkologischen Praxis oft zu kurz kommt: die ausführliche Aufklärung über Symptome der Wechseljahre und die möglichen Behandlungsmethoden. Die Zeit für die individuelle Situation der Frau und nicht das schnelle Unterschreiben des Rezepts. Empathie statt Standardfloskeln oder Sätze, die keine Frau hören möchte. Hier ein „Best-of“ der O-Töne von Frauenärzt:innen:

„Da müssen Sie halt durch. So wie jede Frau.“

„Wechseljahresbeschwerden? Alles Quatsch. Das gibt es nicht.“

„Sie sind ja in dem Alter, ich gebe Ihnen mal ein Rezept für Hormone mit.“

„46? Viel zu jung für die Wechseljahre! Das muss etwas anderes sein. Da machen wir mal ein paar Untersuchungen. Sind aber IGEL-Leistungen.“

Übertrieben? Ausgedacht? Leider nein. Das sind tatsächlich Sätze, die Klientinnen von uns zu hören bekommen haben. Natürlich gibt es auch Gynäkolog:innen, die hervorragend über die Wechseljahre aufklären und sich Zeit nehmen, ihre Patientinnen individuell zu beraten. Doch viel zu viele Frauen werden immer noch mit Standardsprüchen und -rezepten abgehandelt.

Was Wechseljahres-Beraterinnen machen

Frauen, die individueller beraten werden möchten, sind bei Wechseljahres-Beraterinnen gut aufgehoben. Leider sind diese Beratungen Privatvergnügen und werden in Deutschland noch nicht von Krankenkassen bezahlt oder wenigstens bezuschusst. Das muss sich ändern. So wie wir mehr Frauenrollen über 47 im Film und Fernsehen sehen wollen, wollen wir auch eine bessere finanzielle Unterstützung für die Gesundheit von Frauen in den Wechseljahren sehen. Bis jede Frau Anspruch auf eine gute Beratung zum Thema Wechseljahre hat, geht es aber um die Frage: Was hilft mir nach der nächsten Hitzewallung, dem durch Stimmungsschwankungen geprägten Tag oder dem „Huch-Moment“ besser? Das neue Paar Frust-Schuhe oder eine Stunde bei einer Wechseljahres-Beraterin?

Wer sich diese Frage leisten kann und auf das neue Paar Schuhe lieber verzichten möchte, findet Unterstützung bei den Beraterinnen, die sich in der Bundesarbeitsgemeinschaft „Frau im Wechsel“ zusammengefunden haben. Diese Beraterinnen sind deutschlandweit vertreten und vereinen die Ausbildung als Wechseljahres-Beraterin mit anderen Ausbildungen und Berufserfahrungen: Es sind z. B. Ernährungsberaterinnen, Hebammen, Krankenschwestern, Weiblichkeitspädagoginnen, Sexualtherapeutinnen, psychologische Beraterinnen … – damit kann jede Frau die für sie passende Beraterin finden. Und für Frauen, die in einer der regionalen Lücken wohnen, bieten wir auch Online-Beratungen an.

Pinsel am Steißbein

Auch wenn wir nicht auf dem roten Teppich standen, sondern auf dem bunten Teppich saßen, unser Blitzlichtgewitter von ein paar Handys kam, gab es doch eine deutliche Ähnlichkeit zwischen der Berlinale-Aktion von Palais Fluxx und der Jahrestagung der BAG „Frau im Wechsel“: den Pinsel. Bei uns am Steißbein befestigt. Um den Beckenboden zu trainieren. Allerdings nur in unserer Vorstellung. Auch das Grashalmpflücken mit der Vagina fand nicht nur wegen des eher winterlichen Wetters lediglich in unserem Kopf bzw. unserem Beckenboden statt. Beides übrigens Übungen, die vor Inkontinenz schützen können. Mehr dazu im nächsten Beitrag.

Nicht nur der Beckenboden auf Hormonentzug war ein Thema auf der Tagung. Wir froren auch bei einer Mentalreise, die bei Hitzewallungen helfen kann, diskutierten Vor- und Nachteile der bioidentischen Hormone und bekamen Tipps, wie Frauen nach den Wechseljahren durch eine gute Ernährung das Risiko für eine spätere Demenz senken können. Die erfreuliche Erkenntnis: Der erste Rotweinschluck am Abend soll tatsächlich helfen. Die weiteren wohl nicht.

Am Ende der Tagung stand auch bei uns ein buntes Bild im Mittelpunkt. Ein Bild, das die Vielfalt der Möglichkeiten zeigt, wie Frauen mit den Wechseljahren umgehen können. Ein Bild, das wir noch größer und bunter malen werden. Acht neu aufgenommene Wechseljahres-Beraterinnen sind ein weiterer Schritt hin zu einem anerkannten Berufsverband.

frau-im-wechsel.de
Ernährungstipps zur Vorbeugung von Demenz
Übungen für den Beckenboden

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