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Palais F*luxx

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F*luxx Galerie | Clemencia Labin

Clemencia Labin ist eine venezolanische Künstlerin aus Hamburg. Sie hat an der Columbia University, New York (B.A. & M.B.A.) Business studiert und Jahre später dann Kunst an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Franz Erhard Walther und Sigmar Polke.

Clemencia Labin ist Gründerin des jährlichen Kunstfestivals Velada Santa Lucia in Maracaibo und vertrat Venezuela 2011 auf der 54. Biennale in Venedig.

Sie lebt und arbeitet in Hamburg.


Eine Auswahl


Wann im Arbeitsprozess entsteht der Flow?
Konzentration ist ein ersehnter Moment in jeder Tätigkeit und ich kann, auch nach so langer Zeit als Künstlerin, nicht genau sagen, wann oder wie es bei mir passiert. Häufig fange ich an mit einer Farbidee oder einem Thema, das mich interessiert, zu spielen. Manchmal reicht nur ein Begriff oder ein Bild, um mich weiter zu inspirieren. Man könnte sagen, ich baue Formen aus Farbe und mich interessiert das Weibliche als eine besondere Sensibilität, um Themen wie Identität, Landschaft oder das Anderssein zu bearbeiten. Der Flow entsteht, wenn ich es schaffe, mich von meiner Umgebung zu distanzieren und mich in meiner eigenen Welt zu versenken. Man darf nicht vergessen, dass ich schon Hausfrau und Mutter war, als ich anfing, an der Hamburger Kunsthochschule Kunst zu studieren, und ich musste erst selbst lernen, mich von diesem ewigen schlechten Gewissen zu befreien, etwas zu tun, was nur für mich war.   

Was war der Auslöser für Dein Kunststudium? War es schon immer Dein Traum oder gab es ein Erlebnis, das Dich dazu bewog?
Es war schon immer mein Traum. Als Kind habe ich meinen Eltern gesagt, ich will Künstlerin werden … und sie haben mich zu einem alten Professor, der „Stillleben“ malte, geschickt. Nach drei Monaten mit Äpfeln und Birnen hatte ich genug und ich entschied mich, alleine weiterzumachen. Ein Kunststudium kam nicht infrage, da mein Vater meinte, davon könne man nicht leben. Ich habe Malen als Hobby betrieben und brachte sogar ein paar Bilder mit nach Deutschland. Mein zukünftiger Mann sagte, die seien ihm zu esoterisch. So wurden sie nur auf der Hintertreppe des Hauses geduldet. Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich, wie Kandinsky zu malen.

Manche Künstler*innen sagen, ihre Arbeit sei körperlich sehr anstrengend. Und, tut was weh?
Ja, in meinem Fall stimmt es … malen, tackern, nähen sind alles körperliche Tätigkeiten, die anstrengend sind. Nach drei oder vier Stunden tackern und Stoffe zusammenfügen, um sie zu nähen, sind meine Hände so müde, dass ich Pause machen muss. Bei den größeren Objekten brauche ich heutzutage Hilfe.

Gibt es in Bezug auf Deine Arbeit ein Versäumnis, über das Du Dich ärgerst?
Nein … ich bin dankbar, dass ich es noch geschafft habe, ein volles Studium als Künstlerin an der Hamburger Kunsthochschule zu realisieren. Zu der Szene zu gehören war wichtig für meine künstlerische Entwicklung. Ich hatte ein abgeschlossenes Business Studium in den USA absolviert, aber die Sehnsucht kreativ zu arbeiten war immer da.

Wenn Du nicht künstlerisch arbeiten würdest, würdest Du …
Ich wäre auch gerne Modedesignerin geworden. Mich interessieren Mode, Farben, Stoffe und Gestaltung allgemein sehr. Meine „Cuadros vivos“ oder „Tableaux vivants“ sind in meiner Arbeit ein sehr gutes Beispiel von Raumgestaltung, indem ich Geschichten in realer Form erzähle. 

Wenn die Arbeit nicht vorangeht, wenn sich nicht das einstellt, das Du zeigen willst – was machst Du?
Ich lasse es liegen und fange etwas Neues an … Es ist mir schon passiert, dass ich nach längerer Zeit im Atelier wieder etwas finde, das nicht zu Ende gedacht war und wozu ich plötzlich wieder Zugang finde. Es werden häufig gute Arbeiten, weil ich die Zeit zwischen Idee und Verwirklichung als Reifungsprozess nutze, und Zeit hilft, die Arbeit mit Distanz zu sehen.    

Du hast mir* erzählt, dass Du beim Betreten deines Ateliers die Arme ausbreitest und Dich auf Deine Arbeit mit den Materialien freust. Gibt es Tage, an denen Du gar nicht weißt, was Du machst, wenn Du eintrittst, und Dich der Inspiration überlässt?
Es gibt viele Tage, an denen ich gar nicht weiß, was ich tun soll. Ich genieße einfach, in meinem Raum alleine zu sein. Ich empfinde es als großen Luxus und bin dankbar für meine Leidenschaft und meine unermüdliche Lust, immer wieder Neues auszuprobieren.  

Welche Kunst-Ikone würdest Du gern treffen? Worüber würdest Du mit ihr reden wollen?
Vor Jahren hatte ich Lust, Louise Bourgeois kennenzulernen und das habe ich sogar geschafft. Ich habe sie zweimal in ihrem Haus in Chelsea in New York besucht.

Aufgenommen vor längerer Zeit: Clemencia Labin (li) und ihr Vorbild Louise Bourgeois

Falls Du eine unvollendete Arbeit hast, bei der Du nicht sicher bist, ob Du sie fertigstellen wirst, welche ist das?
Bei mir gibt es genügend Arbeiten, die nicht fertig sind … es stört mich nicht und ich lasse mir Zeit. Kunst-Machen ist kein Rennen, sondern mehr ein Zu-sich-selbst-Finden. Um sich mit der Arbeit zu identifizieren, muss man lieben, was man tut … es geht nicht um Quantität, sondern vielmehr um Qualität des Bewusstseins.

Du bist jetzt über 70 und nicht müde, in Deinem Atelier zu werkeln. Was möchtest Du noch unbedingt vollenden/tun, bevor Du aufhörst? 
Ich möchte gerne gesund bleiben und weiterhin mein tägliches Kommen und Gehen praktizieren … manchmal mit Plan und andere Male einfach ohne jede Vorstellung. Die Seele bummeln zu lassen ist das Ziel, weil ich meine Freiheit liebe.

Clemencia im Internet

Clemencia in Bewegung & Bewegung

*Simone Glöckler hatte das Glück, Clemencia im Rahmen einer Veranstaltung in ihrem Atelier kennenzulernen und stellte ihr die Fragen.

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