Warum sollte die Gereiztheit vor der Bürotür umkehren? Warum die Gedächtnisprobleme sich in der Konferenz in Luft auflösen, die Schweißausbrüche sich nicht inmitten der Präsentation entfalten wollen? Und überhaupt, Menopause und Job – wie soll das gehen?
Diese Fragen beantwortet Euch demnächst Britta Scholten. Hier stellt sie sich schon einmal vor
Plötzlich war mir warm. Sehr warm. Heiß. Nachts drehte ich mich wie ein Döner am Spieß und suchte die Position, in der ich den Schlaf vielleicht doch noch finden konnte. Und was sollten diese fiesen Gelenkschmerzen? Erste Anzeichen des Verfalls im Alter? Oder waren das Zeichen der Wechseljahre? Wechseljahre. Was wusste ich darüber? Meine Mutter gehörte zu den Frauen, denen noch gesagt wurde: „Die Gebärmutter brauchen Sie nicht mehr, die kann raus.“ Dann wurde operiert. Darüber gesprochen haben wir nie. Es gab auch keine älteren Schwestern, die mir mehr über die Geheimnisse dieser Zeit hätten erzählen können. Nur eine Freundin erheiterte mich immer, wenn sie kurz hintereinander gleich dreimal die Strickjacke aus- und wieder anzog und sich mit rotem Kopf Luft zufächelte. Und dann war da noch die Kollegin, bei der „untenherum“ etwas aufgehängt werden sollte. Lieber nicht nachfragen.
In dieser Zeit fiel mir ein Artikel in die Hände, in der eine Wechseljahres-Beraterin vorgestellt wurde. Das klang interessant, gerade für mich als Trainerin und Coach. Aber eher als etwas für später.
Ich wollte nicht reisen, ich wollte mich weiterbilden
Dann war ich auf einmal mit den typischen Symptomen konfrontiert. Als Chefin eines Teams von 10 bis 20 Jahre jüngeren Mitarbeiter:innen war das nicht einfach. Also Zähne zusammenbeißen und einen auf jugendlich machen. Das klappte ganz gut, bis ich mich nach einer Umstrukturierung ohne Job, dafür aber mit einem guten Zeit- und Geldpolster wiederfand. Andere Frauen hätten jetzt ihren Koffer gepackt und mehrere Monate lang die Welt erkundet. Ich dagegen war nach vielen Geschäftsreisen froh, in Ruhe zu Hause zu sein. Aber da ich ein Lern-Junkie bin, brauchte ich ein Thema, in das ich mich vertiefen konnte. Da fiel mir die Wechseljahres-Beratung wieder ein. Kurz recherchiert, schnell gebucht und schon saß ich über Schaubildern der Hormonkaskade, staunte über die weibliche Anatomie und vertiefte mich in die Möglichkeiten, mit den Symptomen umzugehen. Gleichzeitig – Lernjunkie! – hatte ich auch noch den Lehrgang zur psychologischen Beraterin angefangen. In dieser Kombination kristallisierte sich immer mehr mein Thema heraus: Wir Frauen im Palais-Fluxx-Alter sind manchmal auch deshalb unsichtbar, weil wir – und unsere Umgebung – nicht genug darüber wissen, was in den Wechseljahren passiert. Gerade im Job kann es jetzt herausfordernd werden. Hitzewallungen mitten in der Besprechung, ein depressiver Schub kurz vor der wichtigen Präsentation oder die schlaflose Nacht, die unsere Konzentration gen Null sinken lässt. Vielleicht hat die eine oder andere Frau das Glück, ein verständnisvolles Umfeld im Job zu haben. Vielleicht auch eine gute Gynäkologin, die zuhört und gut erklären kann. Und es gibt ja auch die Frauen, die in der Apotheke locker die Vaginal-Feuchtigkeitscreme verlangen, ohne mit rotem Kopf den Schnipsel aus der Anzeige („Für Ihren nächsten Apothekenbesuch“) über den Tresen zu schieben. Aber viel zu viele Frauen tuscheln maximal mit der besten Freundin über Hitzewallungen und Tränenausbrüche. Geschweige denn, dass sie im Berufsleben offen thematisieren, dass sie in den Wechseljahren sind.
Kompetenz vermitteln, trotz des Schwitzens
Als Wechseljahre-Begleiterin ist es meine Mission, das Tabu um die Wechseljahre und ihre Begleiterscheinungen zu brechen. Ich möchte, dass wir in Besprechungen mit hochrotem Kopf und Schweißflecken unter den Achseln sitzen dürfen und dennoch als kompetent und entscheidungsfähig angesehen werden. Ich möchte, dass unsere Partner:innen und Familien sich nicht darauf ausruhen, dass Mama sich schon kümmern wird, sondern dass wir uns jetzt um uns kümmern. Dass wir auch dann noch Spaß am Sex haben, auch wenn wir mehr Zeit oder Gel brauchen, um feucht zu werden. Dass wir dem Gefühl „Wann, wenn nicht jetzt?“ nachgeben und zu unseren Träumen aufbrechen.
Was können wir tun? Wissen hilft. Frauen, die mehr über die körperlichen Veränderungen in den Wechseljahren wissen, leiden weniger unter Symptomen. Also her mit Büchern und Webseiten oder einer individuellen Beratung (z. B. bei meinen Kolleginnen von „Frau im Wechsel“). Wissen hilft aber auch dem jungen Teamleiter, der fassungslos zusieht, wie seine Mitarbeiterin mitten im Gespräch das Fenster aufreißt. Der Kollegin, die sich fragt, warum sie immer häufiger ein „Nein, das mache ich nicht“ von der früheren Seele des Teams hört. Oder der Personalleiterin, die daran verzweifelt, dass ihre kompetenten Frauen im Palais-Fluxx-Alter lieber kündigen, als den nächsten Karriereschritt im Unternehmen zu gehen.
Veränderung statt Kräutertee
Diesen Themen ist diese Rubrik gewidmet. Wir sprechen nicht über die besten Kräutertees oder Vaginalzäpfchen, sondern darüber, warum Berufskleidung Frauen in den Wechseljahren zur Kündigung treiben kann. Warum eine ruhige Ecke im Büro dazu führen kann, dass mehr Frauen in Top-Positionen kommen. Oder warum ein Platzwechsel auch einen Stimmungswechsel verursachen kann. Eben über alle Themen, die dazu führen, dass die Wechseljahre auch im Joballtag aus dem Dunklen treten, Frauen selbstbewusst zu ihren Symptomen stehen können und nicht durch die Wechseljahre in ihrer Karriere – wie immer die auch aussieht – ausgebremst werden. Alle zwei Wochen steht dabei ein Thema im Mittelpunkt. Wenn Ihr Themenvorschläge, Fragen oder auch Tipps habt, freue ich mich über eine E-Mail