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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Frauentagsangebote – my Ass

Immer mehr Unternehmen versuchen, unseren Kampf für Rechte für sich auszuschlachten, sprich, damit Geld zu machen. Silke Burmester holt die Frauentags-Axt raus

Für Frauen* die auf der Suche nach ihren Rechten sind und sparen möchten: Maglite


So, hier bin ich wieder und endlich mal wieder so richtig schön auf 180. In mir brodelt die wohlige Suppe des Genervtseins. Ein heißes blubberndes Gebräu aus Wut, Empörung und Entschlossenheit.

Es waren Clara Zetkin und Käte Duncker, die vor 115 Jahren vorschlugen, nach Vorbild der USA einen Frauentag auszurufen. Heute ein Tag, an dem Frauen* weltweit dagegen aufbegehren, dass sie wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. 115 Jahre, in denen in Deutschland unter anderem das Wahlrecht erstritten wurde, das Recht, dass Frauen ohne Einverständnis ihres Mannes arbeiten gehen und über ihr Geld verfügen. Eine Zeit, in der es auch immer um den Paragraphen 218 ging und in der in den Jahren der DDR die Frauen dort in so vielem weiter waren als die im Westen.

Weltweit ist die Lage von Frauen in großen Teilen noch immer beschissen, dass die Gewalt gegen Frauen* zunimmt, ist als Gradmesser für den Zustand der Männer zu verstehen. Umso wichtiger ist es, diesen Tag, den 8. März, zu begehen und mit Aktionen und Demonstrationen auf die Situation und die Unterdrückung von Frauen weltweit aufmerksam zu machen. Ihnen fällt – um das Ganze mal auf den Punkt zu bringen – in dieser Welt der unattraktive Part zu. Nämlich der, die Macht, die andere ausüben, zu ertragen. Sie hinzunehmen. Ihr ausgeliefert zu sein. Die Arschkarte also.

Und während wir über glasklare Degradierung und Diskriminierung reden, kommen Firmen und wollen uns mit Blumen ruhigstellen? Da hat Blume2000 die Idee, dass man uns einen Strauß schickt, um „Danke“ zu sagen. Geht’s noch?

Andere tolle Ideen kommen etwa von Rewe. Die haben „starke Angebote für starke Frauen“ und offerieren Rouladen und Frischkäse zum günstigen Preis. Woanders werden Torten, Schnapspralinen und Batterien mit den Worten „Alles Liebe zum Frauentag“ zu „Knüller“-Preisen offeriert. Richtig weit die Hirnluke offen hat die Firma Maglite. Sie vertreibt Taschenlampen. Und hat die in den Farben Pink, Rot, Gold und Roségold zusammengesammelt, um sie mit 10% Preisnachlass als die „Maglite Weltfrauentags-Kollektion“ an jene zu verticken, denen erst noch ein Licht aufgehen muss.

Immer mehr Firmen versuchen, den Tag mit Rabattangeboten für sich auszuschlachten und es ist wirklich etwas schade, dass wir unsere Kraft und Energie gerade brauchen, um Frauen vor dem Tod durch ihren Partner zu schützen, dafür zu kämpfen, dass Frauen Aufstiegs- und Karrierechancen und das gleiche Geld wie Männer bekommen. Dass sie das Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper haben, dass Mädchen Bildung erhalten, medizinisch versorgt werden und sexuell nicht ausgebeutet.

Sonst würde ich mit aller Freude meine Kraft und Energie dafür verwenden, große Pappmaché-Hinterteile zu bauen, mit einem hübschen Loch zwischen den Backen. Die würde ich vor den Geschäften von Douglas, Blume2000, Rewe, Fossil und wie sie alle heißen, aufstellen und deutlich machen, wohin sie sich ihre liebevoll gestalteten Frauentags-Angebote stecken können.


Dieser Text ist die dieswöchige Kolumne „Sexistische Kackscheiße“, mit der Silke den Podcast „Mikas Matrix“ anreichert. In „Mikas Matrix“ blickt die Publizistin und Autorin Bascha Mika mit einem Gast (einer „Gästin, natürlich!) aus feministischer Sicht auf die politische Lage.

 

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