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Palais F*luxx

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Macht doch, was ihr wollt!

Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umgekrempelt hat
oder mittendrin ist in der Veränderung

Heute: Franziska von Becker

Mal kurz in den Abgrund geschaut und begriffen, da will sie nicht hin: Franziska von Becker Foto: privat

Eine Krebsdiagnose braucht kein Mensch! Erst recht nicht, wenn das große Kind gerade flügge wird und der Job ordentlich fordert. Durch die ungewollte Vollbremsung hatte Franziska von Becker plötzlich mehr Zeit als ihr lieb war – und ein neues Verhältnis zur Gegenwart entwickelt. Ihre Energie will sie ab jetzt nicht mehr verplempern, sondern gezielt und sinnvoll einsetzen. Denn, hey, worum geht’s im Leben eigentlich?

Name: Franziska von Becker
Alter: 52
Beruf: Diplom Ingenieurin & Unternehmensberaterin
Wohnt in: München
Motto: Öfter mal was Neues

Franziska, Du hast eine tolle Vita mit leitenden Positionen in der Modebranche; heute bist Du als Unternehmensberaterin tätig. War das Dein Plan?
Null! Als ich klein war, wollte ich unbedingt Tierärztin werden. Als es dann „ernst“ wurde, wäre ich gern an der Oper Kostümbildnerin geworden … dafür fand ich mich dann aber nicht talentiert genug.

Wie ging’s also für Dich weiter?
Nach dem Abi habe ich eine Schneiderlehre gemacht und damit mein einigermaßen intellektuelles Elternhaus (Vater lehrte an der Uni Erlangen, Mutter Buchautorin) schön irritiert. Anschließend habe ich Textil- und Bekleidungstechnik studiert und meinen ersten Job in einer italienischen Firma angetreten. Der Grundstein zu meiner Italien-Liebe inklusive Sprache, Kultur und Küche war also gelegt. So ging’s im Grunde weiter, mit neuen Herausforderungen und immer besseren Positionen in interessanten Unternehmen … mehr oder weniger bis heute.

Klingt geradezu vorbildlich …
Naja, nicht jeder Wechsel war von mir gewollt. Ich habe auch erlebt, dass ich ausrangiert wurde oder mich mit meinem Chef nicht mehr über die Unternehmensstrategie einigen konnte. Aber wie es im Leben so ist: Irgendwie geht es immer weiter – auch nach einer Krise.

Gibt es eine konkrete Krise, von der Du uns erzählen magst?
Die große Krise kam in Form einer Krebsdiagnose im Oktober 2020. Aus heiterem Himmel und ohne dass ich irgendetwas bemerkt hatte, wurde ich damit nach einer normalen Vorsorge-Untersuchung konfrontiert. Das zieht einem erstmal den Teppich unter den Füßen weg. Anschließend musste ich mich einer achtmonatigen aufwändigen Therapie unterziehen, mit Chemo und allem, was dazugehört. Das hat mich körperlich und seelisch total ausgelaugt. Am Ende war ich ganze zwölf Monate aus dem Arbeitsleben raus; so lange wie noch nie in meinem Leben. Die Krankheit war meine innere Katharsis. Ich habe mich irgendwie gehäutet. Bei allem Schmerz, meiner Angst und Unsicherheit habe ich gelernt, was wirklich wichtig ist im Leben: nicht mein Pflichtbewusstsein oder mein Ehrgeiz bis zur Selbstzerstörung. Stattdessen das Leben im Hier und Jetzt, liebe Mitmenschen, Familie und außerdem mein Körper, auf den ich Acht geben muss.

Wie blickst Du heute auf diese schwere Zeit zurück?
Im Nachhinein kommt es mir manchmal so vor, als hätte ich am Abgrund gestanden und mal kurz runtergeschaut. Da möchte ich definitiv nicht mehr hin. Daher lebe ich jetzt viel intensiver, bin dankbarer und zufriedener als vor meiner Erkrankung.

Würdest Du das als Deinen größten Erfolg bezeichnen?
Ich unterscheide hier zwischen beruflich und privat, denn beides spielt in meinem Leben eine große Rolle. Zu ersterem: Ich bin ziemlich stolz auf das, was ich beruflich alles erreicht habe und in den verschiedenen Unternehmen bewirken konnte; als Frau und junger Mutter hatte man mir das anfangs nicht zugetraut. Ich habe gelernt, strategisch zu denken und ein ganzes Team so zu führen, dass gemeinsam Erfolge eingefahren wurden, auf die wir alle stolz sein konnten. Jetzt als Unternehmensberaterin habe ich mich auf das wichtige Thema Nachhaltigkeit fokussiert; das motiviert mich zusätzlich. Im Privaten bin ich einfach glücklich mitzuerleben, wie mein großer Sohn so wunderbar ins Erwachsenenleben gestartet ist, mit Studium, eigener Wohnung und so weiter. Mein kleiner Sohn ist noch sehr mit mir, das kann ich jetzt mehr genießen als früher. Außerdem haben mein Mann und ich uns einen lang gehegten Lebenstraum erfüllt und uns im Juni 2021 ein Haus am Meer gekauft. Ich stelle fest: Dinge zu finden, die einfach nur glücklich machen, das ist auch ein Erfolg.

Also nicht nur die Lorbeeren, die man im Job einheimst?
Bestimmt nicht! Ich werde in Zukunft ohnehin mehr auf meinen inneren Kompass hören als darauf, was vordergründig als „erfolgreich“ gilt. Ich muss mich nicht mehr beweisen oder um Anerkennung kämpfen. Diese Einsicht habe ich zwar erst mit Ü50 gewonnen, aber jetzt freue ich mich sehr auf diese neue Phase.

Wie und wo tankst Du am besten auf?
Ganz klar: in meinem Haus in Ligurien mit Blick aufs Meer.

Hast Du einen Rat an Frauen, die sich gerade neu aufstellen möchten?
Raus aus der Komfortzone! Meist gilt ja: Je älter man wird, desto bequemer soll’s sein. Aber hey, es gibt total junge 80-Jährige und sehr alte 30-Jährige. Also immer wieder die alten Werte hinterfragen und stets offen für Neues sein. Age is an attitude!

Vielen Dank!

Das Interview führte Gerlind Hector, die – fun fact – ebenfalls einen Dipl. Ing. in Textil- und Bekleidungstechnik vorweisen kann … lang ist’s her. Genau wie Franziska von Becker ist sie der Meinung, dass der gute alte Heraklit total recht hatte mit seinem „panta rhei“ („alles fließt“). Also keine Angst vor eins, zwei, drei Metamorphosen im Leben; auch und gerade wenn das Schicksal einem fies ein Beinchen stellt.


Franziska von Becker auf LinkedIn

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