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Palais F*luxx

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Macht doch, was ihr wollt!

Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umkrempelt
oder sonst etwas tut, auf das sie gerade Lust hat

Heute: Katrin Sorgenfrey, die an einem Speaker-Wettbewerb teilnimmt

Kann man ja mal machen, sich mit seiner Message in den Wettbewerb stürzen!


Irgendwann in den letzten Jahren ist der Groschen gefallen: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“. Und wenn Katrins Name auch „Sorgenfrey“ ist, so wirft sie sich doch vor allem völlig angstfrei in das Abenteuer, an einem Wettbewerb für Speaker*innen teilzunehmen.

Name: Katrin Sorgenfrey
Alter: 58
Beruf: Mobile Heilpraktikerin und Feel Good Managerin
Wohnt in: Hamburg
Motto: Beauty Revolution – Beauty darf Spaß machen und keinen Stress

Katrin, Du nimmst an dem Wettbewerb „Germanys Next Speaker Star“ teil, einem Wettbewerb für Redner*innen. Wie kommt es denn dazu?
Da muß ich etwas ausholen. Kurz vor 50 war ich auf der Suche nach meinem Kernthema als Heilpraktikerin. Welche „Krankheit“ oder welchen „Schmerz“ möchte ich heilen. Da ich ursprünglich in der Beauty- und Werbebranche gelernt habe, gab mir – Heidi K. mit ihrer Sendung GNTM das fehlende Puzzleteil. Sie verkörperte eine Frau, die sich daran bereichert, jungen Frauen zu zeigen, wie sie sich künstlich aufblasen, um andere auszustechen.
Da ich noch nicht so viele Kundinnen habe, dachte ich: Durch die Teilnahme erreiche ich Frauen, die genauso müde von dieser Fassade sind und nach Lösungen suchen, um sich auch über 50 noch schön und attraktiv zu fühlen.

Es ist ein Wettbewerb, in dem es darum geht, als Speakerin zu glänzen. Bist Du bereits als Rednerin unterwegs?
Das ist ja gerade die Herausforderung. Nein. Ich stand allerdings vor sechs Jahren beim Womens Hub vor 50 Frauen in Hamburg auf der Bühne. Es war immerhin so gut, dass ich es nochmal wagen will.

Was treibt Dich an?
Als ich auf einer schicken Party an der Alster von einer Mutter hörte, dass ihre Tochter sich Silikonbrüste zur Konfirmation wünsche, hab ich ziemlich geschluckt. Dann hörte ich zum ersten Mal von – verzeiht bitte – von einem Bleeching der Po-Rosette und dass Vaginas mittlerweile getunt werden. Ich spreche nicht von Frauen, die mehrere Kinder geboren haben und auch nicht von denen, die erkrankt sind oder Unfälle hatten. Ich spreche von Schönheitsschablonen, die in unserem Kopf hängen bleiben und vielen Frauen und mittlerweile auch Männern Druck machen. 

Auf einmal Rednerin – hast Du Dich bereits vorher schon mal neu erfunden?
Neu gefunden – trifft es wohl eher. Ich hab mich manchmal verloren. In Idealen. Das Mutter sein und Familie hat mich still und leise in den „Vereinbarkeits-Konflikt“ gebracht. Viele Jahre lebte ich im Glauben, dass mein Job darin liegt, eine gute Mutter und Ehefrau zu sein.
„Sie hat sich stets bemüht“ trifft es ganz gut. Dafür habe ich unendlich viele Fortbildungen gemacht in Richtung Bewusstseinsschulung, Kommunikation und Körperarbeit.
Ich war sehr akribisch in der Forschung, was wirklich hilft, um mich gut zu fühlen und dann „gut genug“ und glaubwürdig zu sein, um anderen Frauen einen Mehrwert und mehr Freude an ihrem Körper zu liefern.

Hast Du auch einen Job-Neuanfang erlebt?
Als ich 2019 die Chance ergriff in einem Dessousladen in Eimsbüttel zu jobben, kam ich mir vor wie ein „Backfisch“. Da merkte ich erst, wie sehr sich mein Dunstkreis im Speckgürtel der Stadt verengt hatte und ich mich mit der Mutter- und Ehefrauenrolle identifiziert hatte.
Klingt vielleicht schräg – aber wenn ich mit meiner Friseurin sprach, die zwei Mädels allein groß zog und selbstständig war – dann fuhr ich demütig und nachdenklich nachhause.
Heute lebe ich mit unseren zwei erwachsenen Kindern zusammen und lerne, mein Berufs- und Privatleben sorgenfrei zu meistern.

Aktuell läuft das Public Voting. Wenn Du weiterkommst, stehst Du im Wettbewerb auf der Bühne und musst vor Publikum reden. Worin liegt für Dich der Reiz, das zu tun?
Erstens ist Wettbewerb das, wovor ich immer die größte Angst hatte. Ich wollte lernen, spielerisch damit umzugehen. Zweitens sehe ich mich als Anstifterin „die graue Eminenz BUNT zu machen“ – sprich Frauen, die drohen, im Einheitslook zu verschwinden, zu bestärken, Gesicht zu zeigen und ihrer Lebendigkeit Ausdruck zu geben.

Worüber sprichst Du, worum geht es in Deinem Vortrag?
In dem Vortrag wird es um meine persönliche BEAUTY REVOLUTION gehen. Dass Botox – aus meiner Sicht – kein Wettbewerbsvorteil sein darf. Darum, dass sich die Werbe- und Schönheitsindustrie unserer sinnlichen Empfänglichkeit bedient, um uns Künstlichkeit als Luxus zu verkaufen. Ich spreche darüber, dass Beauty Spaß machen darf und keinen Stress sein sollte.
Dazu ist mir das DISCO-Feeling eingefallen, weil meine Heil- und Coachingpraxis ein Tanzraum ist. Und die DISCO Kugel dafür steht, dass wir selbst einen Scherbenhaufen zum Funkeln bringen können!

Warum ist Dir das wichtig?
Meine Mutter ist 85 und sie ist wirklich ein tolles Vorbild, wie es gehen kann, würdevoll zu altern. Meine Tochter erliegt natürlich schon manchem Trend.
Mir ist es wichtig, dass Frauen sich weder für die Haare, die ihnen am Körper wachsen oder für Falten und Dellen schämen. Nicht vorm Spiegel. Nicht vor ihren Partnern. Nicht am Strand.

Dich damit jetzt zu präsentieren, ist sehr mutig. Was würdest Du Frauen sagen, die sich noch nicht trauen, einen großen Schritt zu wagen?
Ich bin von Natur aus trotzig. Das hat mir ein paar Jahre zu schaffen gemacht, weil andere mich damit ablehnten und ich mich damit auch. Heute spreche ich von EIGENSINNLICHKEIT. Was für mich Sinn macht, muss nicht für andere Sinn machen. Aber ich bleibe mir treu.

Was kann Dir in der Situation des Wettbewerbs schlimmstenfalls passieren?
Nichts – außer, dass ich an Erfahrungen gewinne und trotz einer vermeintlichen Niederlage weitermache.

Dein größter Erfolg?
Äußerlich habe ich keine Karriere gemacht. Innerlich bin ich gut eingebettet von meiner Ursprungsfamilie. Hatte Eroberungen und Höhenflüge in der Liebe. Und die Geburten der Kinder. DAS war echt groß.
Beruflich war der Talk 2018 beim Womens Hub eines meiner HighLights. Als ich vor 50 Frauen meine sehr persönliche Geschichte erzählte. Darüber, aus dem Schatten meiner vermeintlichen Vorbilder zu springen und mich aus dem Korsett utopischer Ideale zu befreien.
Und das Feedback von Frauen, wenn sie mir erzählen, dass sie mehr roten Lippenstift oder bunte Kleider tragen – egal wie viele Falten oder Kilos sie mit sich herumtragen.

Dein schlimmster Misserfolg
Der kam kurz nach dem erfolgreichen Talk beim Womens Hub. Auf einer privaten Veranstaltung, wo ich denselben Talk begann, mich allerdings im Kleiderschrank vergriffen und einen totalen BlackOut hatte. DAS war richtig peinlich und als 50jährige nicht mit einer Jugendsünde zu rechtfertigen.
Und dann war da noch der Halbjahres-Kurs letztes Jahr in einer Schule vor 9. und 10. Klässlern. Unter dem Titel „Alles schön oder was?“ wollte ich den Kids, Schönheit jenseits vom Mainstream und Internet vermitteln. Es war als würde ich gegen Windmühlen kämpfen. Am Ende spielten wir Stadt, Land, Fluss.

Dein Rat an Dein früheres Ich?
Du musst Dich nicht entscheiden, ob Du schön ODER schlau sein willst. Du kannst BEIDES sein. So wie auch Mutter UND selbständig sein.

Wir danken herzlich für das Gespräch und wünschen ein unbedingtes Weiterkommen im Wettbewerb!

Das Interview führte Gerlind Hector, die als Hochschul-Dozentin für angehende Modejournalist:innen seit über 20 Jahren permanent mit Fashion & Beauty konfrontiert wird. Sie findet: Boah, wenn wir uns nur annähernd so viel um unsere (Herzens-)Bildung wie um unsere zu kurzen Beine, den flachen Po und das fisselige Haar kümmern würden, wäre schon viel gewonnen. Sie wünscht Katrin Sorgenfrey mit ihrer Idee der „Feel Good Managerin” ganz viel Erfolg – in unser aller Sinne.

Hier könnt Ihr noch bis zum 16. Juni für Katrin abstimmen: Katrin Sorgenfrey | speakerstars.de
Hier findet Ihr den Wettbewerb (sich die Beiträge anzugucken, ist mitunter seeehr lustig…)

Und dann gibt es noch diese Links zu Katin:

Katrins Website
Facebook
Poesielesung zum Thema Beauty-Revolution



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