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Palais F*luxx

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Lesen oder lassen?

Buchbesprechung: „Ein falscher Klick“ von Eva Wolfangel

Von wegen „nur was für Nerds“. Cyberkriminalität kann uns alle betreffen. Aber so wie wir uns im analogen Leben schützen können, gibt es auch digitale Möglichkeiten uns abzusichern. Wie wir erkennen, was uns gefährlich werden kann, zeigt Eva Wolfangel auf. Und sie gibt Tipps, wie wir uns gegen Angriffe verteidigen können. Katrin Schwahlen ist beeindruckt.

Worum geht es?
Um kriminelle Hacker:innen, staatliches Hacking, Auftragshacks, gefährliche Synergien, geknackte Kraftwerke, lahmgelegte Krankenhäuser. Um Social Engineering und den Faktor Mensch. Um den beginnenden Cyberwar und seine Auswirkungen auf Unbeteiligte – und natürlich um die Frage, warum wir so angreifbar sind und welchen Schutz es geben kann.

Warum ist das gut?
Das Buch ist gut, weil es einerseits übersichtlich und andererseits super spannend ist. Es ist leicht zu lesen, weil Eva Wolfangel eine herausragende Journalistin ist und viel Zeit in die Recherche gesteckt hat. Sie war mit Kriminellen unterwegs, hat mit Beteiligten und Betroffenen in vielen Ländern gesprochen, hat Sicherheitsforscher:innen begleitet und ist vielen Spuren gefolgt. Sie beschreibt diese Begegnungen äußerst bildhaft und mitreißend. Oder wie es im Klappentext steht: Packend wie ein Krimi, aber alles real!

Was hat das mit mir zu tun?
Anhand vieler, vieler Beispiele zeigt die Tech-Journalistin, wie schnell es gehen kann, dass man sich einen bösartigen Computervirus einfängt, auf Fake News reinfällt oder als Unternehmen viel Geld verliert. Wir wollen zwar alle digitale Sicherheit, sind aber auch bequem. Und mal ehrlich: Wie viele von uns denken sich für jeden der gefühlt 8.000 Dienste, die wir nutzen, ein eigenes, mindestens zwölfstelliges Passwort mit Groß- und Kleinschreibung, Sonderzeichen und Zahlen aus? Behält es dann im Kopf oder notiert es auf Papier? Legt es so ab, dass niemand sonst es findet? Eben.

Mich hat das Buch nachdenklich gemacht, ich habe geschwankt zwischen „Ab sofort schaffe ich das Handy ab, schalte den Computer aus und lege mein Erspartes unter die Matratze“ und „Kein Grund, paranoid zu werden. Misstrauen ist gut, und Unhöflichkeit kann auch eine Tugend sein.“

Woran hakt’s?
Die vielen namentlich genannten Protagonisten und Aktivistinnen sind zwar alle real, haben bei mir aber leider dazu geführt, dass ich relativ schnell den Überblick verloren habe, wer wo war und was gemacht hat.

 Kostprobe 
„Cyberangriffe auf Bürgerinnen und Bürger werden immer professioneller. Für die Verteidigung ist es wichtig, die Motive der Kriminellen zu kennen und ihre Denkweise zu verstehen … Neben dem finanziellen Verlust hat M. der Angriff auch psychisch getroffen – schließlich wusste der Hacker offenbar viel über ihn. Er kannte alle seine Ausgaben, seine Unternehmen, die Konten der drei Söhne und das seiner Frau. ‚Es ist auch ein Angriff auf dein Leben‘, sagt M. ‚Es ist unangenehm, wenn jemand im Privatleben wühlen kann.‘ … Auch das ist übrigens ein Effekt, den Kriminelle häufig ausnutzen: Menschen sind zunächst gutgläubig. Wenn man sie überrascht und möglicherweise eine emotionale Situation erzeugt […], tritt das kritische Denken in den Hintergrund. Skepsis kommt meist erst später oder gar im Nachhinein dazu. So funktionieren Angriffe, in denen Täter:innen Menschen am Telefon überzeugen, ihnen Passwörter zu verraten oder andere heikle Daten, mittels deren sie Zugriff auf Bankkonten und anderes bekommen können … Die Angreifer:innen haben das Tool übernommen, mit dem normalerweise die IT-Abteilung per Ferndiagnose helfen kann, wenn es Softwareprobleme gibt […] Die Hacker:innen haben es aus der Ferne gekapert und die Ingenieure vor dem Bildschirm ausgesperrt. Die Mitarbeiter im Kontrollzentrum können nichts anderes tun, als hilflos zuzuschauen.“

Über die Autorin
Eva Wolfangel weiß, was sie tut, wenn sie hackt. Sie hat es gelernt von einem der besten, von Eric Rosenbach, dem sogenannten Cyberzar. Bei ihm besuchte sie als Stipendiatin 2019 ein Intensivseminar in Harvard. Seitdem beschäftigt sie sich mit Cyberangriffen – im Krieg, im Frieden und in allen Zeiten dazwischen. Sie ist preisgekrönte Wissenschaftsjournalistin, Speakerin und Moderatorin. Ihre Themen sind Technikethik, künstliche Intelligenz, Informatik und Digitalisierung. Als Reporterin arbeitet sie für zahlreiche Medien. Geleitet wird sie vor allem durch die Frage, wie wir in Zukunft leben werden. Eva Wolfangels Website

Eva Wolfangel: „Ein falscher Klick. Hackern auf der Spur: Warum der Cyberkrieg uns alle betrifft.“, Penguin Verlag, 352 Seiten, 18 Euro, ISBN: 978-3-328-10904-4
Bestellen Bei der Bundeszentrale für politische Bildung gibt es das Buch für 4,50€. Ansonsten kauft es bei eurer lokalen Buchhandlung.

Besprechung: Katrin Schwahlen, instagram und Mastodon: @wechselwissen

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