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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Job & Menopause – Frau Scholten weiß Rat!

Wenn der Sandmann nicht mehr klingelt

Britta Scholten ist unsere Führungsfrau in der „Wechselwirtschaft“
Foto: picturepeople


1:27 Uhr. Ich schrecke aus dem Schlaf. Mein Herz rast wie nach einem 400-Meter-Sprint. 3:16 Uhr. Wieder werde ich wach. Mein T-Shirt klebt am Körper, das Kopfkissen fühlt sich an wie ein nasser Schwamm. 5:46 Uhr. Ich starre ins Dunkle und versuche die Demo meiner Gedanken zu ignorieren. 9:05 Uhr. Energiegeladen und dynamisch überzeuge ich im Gespräch mit unserem wichtigsten Kunden.
Okay, der letzte Satz ist Wunschdenken. Schön wär‘s.
Schlaflosigkeit gehört zu den Top Ten der Beschwerden in den Wechseljahren. Aber wir sind nicht allein mit diesem Problem. In einer Studie der DAK von 2017 berichteten 80 Prozent der Arbeitnehmer:innen von Schlafstörungen. Gründe gibt es genug. Stress und Sorgen oder ungünstige Angewohnheiten wie der Kaffee am späten Abend sind nur einige davon. In den Wechseljahren kommen die Hormonschwankungen dazu und der Umstand, dass weniger schlafbringendes Melatonin produziert wird. Es fällt uns schwerer ein- und durchzuschlafen, erholsame Tiefschlafphasen werden seltener.

Eine schlaflose Nacht und wir können „Konzentration“ nicht einmal mehr buchstabieren. Mehrere schlafarme Wochen und man schleicht zombiehaft durch den Tag – vielen jungen Eltern geht das so. Frauen in den Wechseljahren haben oft jahrelang mit Schlafproblemen zu tun. Jahre, in denen wir trotzdem im Job oder Kundengespräch überzeugen, unser Privatleben organisieren und uns nebenbei auch noch um die Bedürfnisse der betagten Eltern kümmern.
Gesund ist das nicht, denn mit andauernden Schlafstörungen drängeln wir uns an die Spitze der Warteschlange für Herzinfarkte, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus. Schreien „Hier!“, um den nächsten Virus auf unser geschwächtes Immunsystem hinzuweisen. Erkennen uns im Spiegel wegen der dunklen Augenringe kaum mehr. 

Was wir tun können

Schlafprobleme in den Wechseljahren sind lästig, aber keine Erkrankung. Dennoch sollte man das Gespräch mit dem Arzt/der Ärztin suchen. Zum einen, um ernsthafte Ursachen wie zum Beispiel Schilddrüsenprobleme ausschließen zu können, zum anderen, um zu entscheiden, ob bei sehr starken Schlafstörungen bioidentische Hormone angebracht sind. Vorher sollte man aber andere Mittel probieren: Eine Schlafmaske kann ausreichende Dunkelheit bringen. Alkohol, Kaffee oder schwer verdauliche Speisen werden abends von der Menükarte gestrichen. Die zu warme Decke weicht zwei dünnen. Drehen sich die Gedanken in der Nacht, können Schlaftees, Atem- oder Meditationstechniken helfen. Findet sich niemand für eine entspannende Massage, kann man selbst Hand anlegen, zum Beispiel beim Akupressurpunkt „See der Ruhe„. Hände weg dagegen von Schlafmitteln. Sie verursachen oft mehr Probleme, als sie lösen und sollten daher nur in Absprache mit dem Arzt/der Ärztin genommen werden.

Was Unternehmen tun können

oder was schlafende Beamte in Vechta mit Japan zu tun haben

In Japan gehören sie zum Alltag: „Inemuri“, die kurzen Schläfchen in der Öffentlichkeit. Übersetzt heißt das: „anwesend sein und schlafen“. Vielleicht diente diese Gewohnheit als Vorbild für die Stadtverwaltung Vechta. Als sie im Jahr 2000 Schlafpausen in ihren Büros einführte, musste sie viel Spott einstecken. Doch die Begleitstudie zeigte: Die „schlafenden Beamten“ wurden durch die Pause produktiver.

Flexible Erholungspausen oder auch Powernapping erhöhen die Leistungsfähigkeit und schützen die Gesundheit – nicht nur von Frauen in den Wechseljahren. Stylishe Ruheräume oder schicke Schlafpods wie am Flughafen sind gut, wichtiger aber ist eine anerkannte Schlaf- bzw. Pausenkultur. „Jetzt machen wir Augenpflege“, nannte es die Kollegin meiner Mutter: Arme auf den Tisch, Kopf drauf und zehn Minuten Ruhe. Homeoffice und flexible Arbeitszeiten bieten inzwischen gute Möglichkeiten für kurze Unterbrechungen. In Berufen, in denen das nicht möglich ist, sind ruhige Ecken zum Ausruhen und eine gute Schichtplanung wichtig.

Mit flexiblen Pausen können wir den fehlenden nächtlichen Schlaf ausgleichen und so leistungsfähig bleiben. Unternehmen können aber auch dazu beitragen, dass wir besser schlafen. Der Blaulichtfilter für Computerbildschirme und Standardeinstellungen zum Nachtmodus beim Smartphone sind simple Maßnahmen. Statt viel Geld für Stressmanagementseminare auszugeben, kann man überlegen, wie Stress vermieden werden kann. Abends nicht mehr erreichbar sein zu müssen oder eine mitarbeiterorientierte Führungskultur sind erste Schritte, die viel für die Gesundheit und Produktivität tun. Von Frauen in den Wechseljahren und von allen anderen Mitarbeiter:innen auch.

Ihr habt Themenvorschläge, Fragen oder Tipps? Schreibt mir gerne eine E-Mail !

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