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Palais F*luxx

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Kunstpause mit Mathilde Renes

Vor vier Jahren verlor Mathilde Renes ihre beste Freundin Wilma. Die Künstlerin beginnt Bilder ihrer Freundschaft zu sticken. Sweet Memories nennt sie ihren Abschiedszyklus. Wir stellen euch die Niederländerin vor.

Visite, 2021, Mathilde Renes


Der hellblaue Lidschatten glitzert auf ihren Lidern, auf ihren Lippen strahlt ein klares Rot, ihre blonden Haare hat sie locker zusammengesteckt: Mathilde Renes kommt gerade vom Yoga, wir haben uns in einem Café im niederländischen Bloemendaal verabredet. Es ist Ende Oktober, für den Indian Summer muss niemand mehr den Ozean überqueren, so warm und sonnig ist es.

Ich treffe die Niederländerin, weil ich ihre Stickereien gesehen habe, die ich besonders finde. Sie wirken auf mich wie Zeichnungen, die von Kinderhand entstanden sind. Einfach bis naiv in der Bildsprache und überwältigend freundlich. Besonders interessiert mich ihre Serie „Sweet Memories“, elf Bilder, die Mathilde Renes mit ihrer Freundin Wilma zeigen. Wie sie vor dem Spiegel stehen, gemeinsam am Strand liegen oder mit Kisten voller Pflanzen vom Blumenmarkt kommen.

So lebensfroh die textilen Arbeiten wirken, die Geschichte dahinter ist traurig: Mathilde und Wilma kannten sich seitdem sie zwölf Jahre alt waren. Im Jahr 2020 stirbt Wilma an Krebs und ihre Freundin beginnt den Abschiedszyklus. „Das Sticken hat mir bei meiner Trauer um Wilma geholfen“, sagt die 70-Jährige.

17 Jahre lang jeden Tag ein Bild
Bevor Mathilde Renes mit ihren Textilarbeiten beginnt, malt sie große Bilder und Grafiken. Um an ihren Zeichenskills zu arbeiten, erstellt sie ab 1997 jeden Tag eine Illustration. Sie hält darin fest, was sich in ihrem Leben ereignet. Und für lange Zeit spielt sich dies auf einem Hausboot ab – mit vier Kindern, einem Mann, Hund, Katzen, Hühnern und später auch Enkelkindern. Außerdem natürlich die Verabredungen und Reisen mit Wilma.

Nach 17 Jahren langweilt sie das Zeichnen und weil sie sich schon immer für Textilien interessiert hatte, beginnt sie nun damit zu arbeiten. Zunächst strickt sie Vasen, später Skulpturen. Ihr Spektrum erweitert sich, nachdem sie von ihren beiden Tanten alte Stoffe erbt, darunter Leinen, dickes Baumwollgewebe und selbst gefärbte Wolle. Sie beginnt ihre autobiografischen Illustrationen auf Stoff zu sticken.  

Frauen faszinieren sie
Die Künstlerin liebt es, mit verschiedenen Techniken, Materialien und Themen zu experimentieren. Immer wieder sind in ihren Arbeiten Frauen zu sehen. „Ich war schon immer fasziniert von ihnen“, sagt die Niederländerin. „Manchmal greife ich nur Körperteil in meinen Arbeiten auf, manchmal ein Kleidungsstück.“

Rote Lippen, hellblaue Augenlider – das sind die Details, die ich nach unseren Gespräch in der Herbstsonne mit Mathilde Renes verbinde. Am nächsten Tag hole ich meinen roten Lippenstift heraus, den ich mir vor mehr als 20 Jahren in einer Drogerie in Padua gekauft habe. Ich finde, er steht mir.

Mathilde Renes lebt im niederländischen Haarlem. Sie hat Geschichte studiert und ihre Abschlussarbeit dem neorealistischen Film gewidmet. Die 70-Jährige hat vier Kinder und schon bald fünf Enkelkinder. Die Autodidaktin ist national und international anerkannt und verkauft ihre Werke weltweit. Mathilde Renes experimentiert mit Material und Farbe, ihre Arbeiten sind vielfältig. Verschafft euch einen Überblick auf Mathildes Webseite oder Facebook und Instagram @mathilde_renes

© Anette Frisch für Palais Fluxx

Ausstellungstipp
Die Arbeiten von Mathilde Renes sind im November 2024 in Haarlem und Katwijk zu sehen. Dies sind die Termine: Vom 2. bis 3. November findet die jährliche Aktion Kunstlijn Haarlem statt bei der Künstler:innen ihre Ateliers öffnen. Mathildes Renes trefft ihr an beiden Tagen auf der Jansstraat 33 von 11.00 bis 17.00 Uhr. // Am 17. November beginnt eine Ausstellung mit Arbeiten von ihr sowie drei weiteren Textilkünstlerinnen im DUNatelier in Katwijk, nahe Den Haag.

In der Kunstpause treffen wir eine Künstlerin auf ein Getränk und sprechen mit ihr über ein Werk oder eine Serie.
Porträt: Anette Frisch

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