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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Die Dürre der Damen



Die Menopause hält Überraschendes bereit und der Körper veranstaltet eigenartige Dinge. Gut, wenn unsere Wechseljahrsexpertin Britta Scholten mal einen Blick drauf wirft.

Heute: Trockenheit

Beim nächtlichen Pendelverkehr zwischen Bett und Toilette, brauche ich kein Licht. Die Route ist inzwischen fest einprogrammiert, die Schüssel treffe ich auch im Dunkeln.  Also brauche ich auch meine Augen nicht zu öffnen. Kann ich auch gar nicht. Oder nur schwer, denn meine Augenlider scheinen sich an meinen Augäpfeln festzusaugen, es ziept und fühlt sich an wie Schleifpapier. Im Büro bläst mir die Klimaanlage offensichtlich Wüstensand in die Augen. Nach der dritten Bindehautentzündung muss ich mich geschlagen geben: Statt Kontaktlinsen ist nun die „Raumkomfortbrille“ angesagt.

Bin ich krank oder sind das die Wechseljahre?

Trockene Schleimhäute – für viele Frauen in den Wechseljahren ein großes Thema. Fühlen sich Vagina und Vulva wie Löschpapier an, greift man gerne zu Pflegeölen oder schiebt verschämt in der Apotheke den „Merkzettel“ für die Feuchtigkeitscreme über die Theke. Aber nicht nur im Genitalbereich trocknen die Schleimhäute aus, wenn sich das Östrogen aus dem fein tarierten Hormonzusammenspiel zurückzieht. Unser Körper kleidet auch andere Ecken mit Schleimhäuten aus: Augen, Nase, Ohren, Bronchien, Magen, Darm, Harnorgane und noch ein paar weitere Ecken. All diese Schleimhäute können dieselbe Dürre durchleben. Einst glatte, feste und geschmeidige Oberflächen verändern sich, werden dünn, unelastisch und trocken. Es ist daher nicht ungewöhnlich, wenn wir auf einmal die Kontaktlinsen nicht mehr vertragen, unsere Nase gereizt ist oder es aus den Ohren krümelt.

Aber natürlich können auch Krankheiten oder andere Ursachen hinter den Problemen stecken. So kommt es z.B. häufig zu Bindehautreizungen, wenn man stundenlang auf den Bildschirm starrt und dabei wenig blinzelt. Gerade in klimatisierten Büros wird daraus schnell der Kaninchenblick aus geröteten Augen. Probleme mit der Magenschleimhaut können z.B. daran liegen, dass sich dort unpassende Bakterien breitgemacht haben, und ein hartnäckiger Husten könnte sich als Asthma entpuppen. Eine ärztliche Abklärung ist daher sinnvoll, bevor man dem schwächelnden Östrogen an allen Problemen die Schuld gibt.

Was hilft?

Wasser. Feuchtigkeit. Pflege. Trockene Schleimhäute können nicht auch noch trockene Raumluft gebrauchen. Eine trockene und gereizte Nasenschleimhaut kann z.B. kaum mehr die Invasion von Erkältungsviren abwehren. Ihr kann es helfen, wenn es eine ausreichende Luftfeuchtigkeit gibt, empfohlen werden 40 bis 60 Prozent. Gerade im Winter wird das schwer, dann können Luftbefeuchter helfen, diesen Wert zu erreichen.

Vagina Steaming

Nicht ganz so bürotauglich wie Luftbefeuchter sind Sitzdampfbäder für trockene Schleimhäute im Urogenitalbereich. Die Social Media-Frau darf dazu auch gerne ein Bild mit dem Titel „Ich beim Vagina Steaming“ posten. Beides hilft. Egal, ob die Blase sich wieder einmal gereizt gibt oder die Vagina pikst – das Hocken über einer Schüssel mit Heilkräuteraufgüssen wie z.B. Schafgarbe oder Ringelblumenblüte mag anstrengend sein, beruhigt die Schleimhäute aber sehr effektiv. Wer nicht so akrobatisch ist, kann sich auch einen Topf in die Toilette stellen oder hängen und sich für fünf bis zehn Minuten dem ungewöhnlichen Dampfbad hingeben. Das Hantieren mit heißen Flüssigkeiten erfordert natürlich die übliche Umsicht.

Eine Pille für alles?

Wer noch weitere Wechseljahres-Beschwerden auflisten kann, träumt meistens von der einen Pille, die all die Probleme wegzaubert. Stehen also neben den trockenen Schleimhäuten auch noch Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Schlafstörungen auf dem Programm, liegt eine systemisch wirkende Therapie mit (Phyto-)Hormonen nahe. Eine gute Aufklärung und ein ausführliches Gespräch über die individuelle Situation der Frau sollten dabei selbstverständlich sein.

Auch Schüßler-Salze wirken systemisch auf den ganzen Körper. Gerade das Schüßler-Salz Nr. 8 Natrium chloratum D6 soll den Wasserhaushalt des Körpers regulieren und wird daher bei trockenen Schleimhäuten empfohlen. Alle Therapien können aber nur dann erfolgreich sein, wenn man sich nicht selbst die Dürre zufügt, weil man zu wenig trinkt. Gerade Frauen mit leichten Inkontinenzproblemen neigen dazu, lieber auf das eine oder andere Glas Wasser zu verzichten. Sie tun sich damit keinen Gefallen, denn der Körper zieht sich die notwendige Flüssigkeit aus der Haut und den Schleimhäuten ab. Also lieber eine gute Inkontinenzhose anziehen und dann ab zum Wasserhahn, um die Karaffe aufzufüllen. Zwei Liter Wasser pro Tag sind schon mal ein guter Richtwert. Es gibt Apps, die einen ans Trinken erinnern, ein simpler Wecker tut es aber auch.

Für die Handtasche
Frauen in den Wechseljahren haben einen guten Grund, ein paar Helferlein einzustecken: Kaugummi (am besten aus natürlichen Zutaten) regt den Speichelfluss an und sorgt so für eine gute Befeuchtung der Mundschleimhaut. Salben mit Dexpanthenol oder Nasensprays mit Meerwasser lindern akute Trockenheitsbeschwerden und unterstützen die Schutzbarriere der jeweiligen Schleimhaut. Und natürlich gehören Augentropfen mit Hyaluron zum Notfallpaket oder auf den Nachttisch.

Nach wie vor bleibt bei meinen nächtlichen Toilettengängen das Licht aus. Aber ich öffne meine Augen und gönne ihnen einen kleinen Schluck Wasser aus der Pulle neben dem Bett. Sand in den Augen stammt seitdem nur noch vom Sandmännchen.


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Britta Scholten ist ausgebildete Wechseljahrsberaterin, aber keine Medizinerin. Bei Unsicherheiten, starken oder langanhaltenden Beschwerden unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Illustration: Brigitta Jahn

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