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Palais F*luxx

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Herzrasen



Die Menopause hält Überraschendes bereit und der Körper veranstaltet eigenartige Dinge. Gut, wenn unsere Wechseljahrsexpertin Britta Scholten mal einen Blick drauf wirft.

Heute: Herzrasen

Bum-Budi-Bum. Klingt gut, wenn es ein alter Schlager ist. Klingt nicht gut, wenn man in der Nacht wach liegt und das Herz hämmert wie der härteste Technobeat, zwischendurch aussetzt oder herumhüpft. Klingt auch nicht besser, wenn es am Tag passiert. Man kann sich noch beruhigen, wenn man keuchend und mit rasendem Herzen im Bus sitzt, den man nach dem Jahrhundertsprint gerade noch erwischt hat. Poltert das Herz dagegen los, wenn man sich gerade schön auf die Couch gekuschelt hat, springt schnell das Sorgenkarussell an: Bin ich krank – oder sind das die Wechseljahre? 

In dem Schlager heißt es: „Mein Blut, das wallt und kocht, mein Puls, der rast und pocht.“ Symptome, die viele Frauen in den Wechseljahren kennen. Gerade in der Perimenopause, also rund um die Menopause, rast, stolpert oder klopft das Herz gerne. Häufig stellt es sich als Begleitung der sowieso schon unangenehmen Hitzewallungen ein. 

Wenn das Herz aus dem Rhythmus kommt 

Viele Gründe können das Herz aus dem Rhythmus kommen lassen. Daher heißt es bei Herzrasen und ähnlichen Symptomen: ab zur ärztlichen Untersuchung. Auch wenn der Termin beim Hausarzt oder der Kardiologin jetzt gerade nicht in den Tagesablauf passt oder man nicht als hysterische Frau in den Wechseljahren abgestempelt werden möchte. Denn auch, wenn sich das Herzrasen bei vielen Frauen in der Tat auf die hormonelle Umstellung zurückführen lässt, müssen ernsthafte Erkrankungen ausgeschlossen werden. Gerade weil Frauen in bzw. nach den Wechseljahren bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen mit den Männern gleichziehen. Bis zu den Wechseljahren haben uns die Hormone Östrogen und Progesteron gut vor diesen Erkrankungen geschützt. Mit fallenden Hormonspiegeln ist damit nun Schluss. 

Nicht jedes Herzrasen deutet aber gleich auf einen drohenden Herzinfarkt hin. Wir können unser Herz auch schon gut mit alltäglichen Drogen aus dem Takt bringen: zu viel Koffein, Nikotin oder Alkohol. Auch einige Medikamente können Herzrasen verursachen. Meistens beruhigt sich das, wenn die Substanz wieder abgebaut wird. Anders bei Problemen mit der Schilddrüse. Auch deshalb ist es wichtig, sich ärztlich untersuchen zu lassen, wenn das Herz unruhig wird. 

Neben den körperlichen Ursachen kann uns auch die Psyche in das Bum-Budi-Bum hineinziehen: Panikattacken bringen unser Herz ganz schnell dazu, das Tempolimit zu überschreiten. Und gerade in der Nacht, wenn wir besonders sensibel in uns hineinhorchen, wird aus den Hüpfern, die völlig normal sind, gerne der drohende Herzinfarkt. Allein deshalb lohnt sich schon das EKG. Zur Beruhigung.

Wie kommt es zum Herzrasen in den Wechseljahren? 

Unsere Sexualhormone mischen in fast allen körperlichen Systemen mit, so auch im Herz-Kreislauf-System. Schwankende oder fallende Hormonspiegel beeinflussen daher den Blutdruck. Das Herz wiederum muss sich an den veränderten Blutdruck anpassen – und stolpert dabei manchmal. Dazu kommen noch die weiteren Wechseljahressymptome, die indirekt unseren Herzschlag beeinflussen: Viele Frauen schlafen jetzt schlecht, sind gereizt und gestresst. Keine gute Grundlage für einen entspannten Herzschlag. 

Was guttun kann: 

Wie bei allen Wechseljahresbeschwerden kann eine Therapie mit bioidentischen Hormonen die Symptome lindern oder beseitigen. Aber auch für Frauen, die auf eine Hormontherapie verzichten möchten oder müssen, gibt es Möglichkeiten, das Herz wieder in den gemütlichen Softjazz-Modus von 60 – 80 Schlägen pro Minute zu bringen. 

Aus der Kräuterwelt spielt vor allem der Weißdorn eine Rolle. Er stärkt das Herz und erweitert die Blutgefäße. Daneben soll er auch zu größerer Stressresistenz führen. Eine Tasse Weißdorn-Tee ist auf alle Fälle besser für einen ruhigen Herzschlag als Kaffee, Cola oder Schwarztee. Beruhigend und damit blutdrucksenkend können auch Baldrian oder die Traubensilberkerze wirken. 

Bei den Mineralstoffen sind es vor allem Magnesium und Kalium, die dabei helfen, das Herz in einem gesunden Rhythmus schlagen zu lassen. Gerade Frauen, die unter Schweißausbrüchen leiden, sind damit oft leicht unterversorgt. Auch Pizza- oder Fertiggericht-basierte Ernährung kann einen Mangel verursachen. Ein schneller Kalium-Lieferant ist z. B. die Banane, bei Magnesium dürfen es auch ein paar Walnüsse oder Mandeln sein. Kritisch zu betrachten sind die zahlreichen Nahrungsergänzungsmittelchen. Zum einen können sie zu niedrig dosiert sein, um einen echten Mangel zu beheben, zum anderen kann es auch zu einer Überversorgung kommen, die wiederum zu anderen gesundheitlichen Problemen führen kann. Ein ärztlicher Check der Werte und ein entsprechend richtig dosiertes, qualitativ hochwertiges Präparat sind wesentlich sinnvoller, als Geld für nicht notwendige Mittel auszugeben. 

Und sonst? Neben der Ernährung gehören natürlich auch Bewegung und Entspannung auf die Liste, wenn man das Herz beruhigen möchte. Es muss ja noch nicht die Herzsportgruppe sein, ein regelmäßiges Cardiotraining z. B. auf dem Fahrrad oder beim schnellen Spazierengehen reicht aus. Regelmäßig heißt laut WHO 150 bis 300 Minuten pro Woche. Das kann bereits gut entspannen, manchmal brauchen wir aber noch mehr und gezieltere Entspannungstechniken. Yoga, Meditation, Progressive Muskelentspannung sind viel empfohlene Bekannte. Aber manchmal reicht auch eine kleine Übung. Gerade, wenn wir nachts voller Panik dem Herzrasen lauschen und bei jedem Schlag ein Stolpern hören, können Atemtechniken den Herzrhythmus wieder normalisieren. Und so das Bum-BudiBum für die Momente aufsparen, in denen unser Herz beim Anblick der (neuen) Liebe schneller schlägt. 

Musik
Schilddrüse
Weißdorn
WHO
Atemübung

Britta Scholten ist ausgebildete Wechseljahrsberaterin, aber keine Medizinerin. Bei Unsicherheiten, starken oder langanhaltenden Beschwerden unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Illustration: Brigitta Jahn

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