es glauben
ich hielte gern Blumen bereit sogar
zwischen den Zähnen ich würde
auch rückwärts hoffen einen Kuß ausbuddeln
Haut und Knochen ja ich päppelte sie
leckte ihre verklebten Augen: die Liebe
kaum rosig geworden brächte mich abermals um
beeil dich teil das Brot laß das Haar herab
rüttel den Namen wach auch wenn dir
vor ihm ganz kalt wird
und du jede Nacht nur noch wegwerfen kannst
aber ich will angekommen will da sein das Atmen
steht mir zum Hals ja ich hätte auch Kiemen
vielleicht bei einer Radtour
eisern berasen zwei steife Körper alle Berge rauf runter
beweinen die Parks die Bänke mit ihren Brotresten
reißen sich Stummheit vom Mund in den Pausen irgendwo
soll es hier Schwäne geben verwelkt klingt dieses ah!
seine Lippen wolln auf ihrem Kamm nicht mehr spielen
die Drangsal frißt ihnen längst aus der Hand sie halten
die Luft an bestaunen die Gipfel die sie erlegen
und gehäutet überm Feuer drehn (wie dürr und blau
ihre Finger sind) es spielt die Liebe vielleicht
noch das Lied das sie summen denn wenn sie verstummen
blüht ihnen gar nichts sing weiter flüstern sie rührsam
und kommen grad noch zurecht immer ists der eine
dumme Moment ach lägest dich um meinen Hals rollest mich
zu dir hinan wo ist der winzige Nenner der uns hält
oder ein Märchen dazu
käm ich in deine Hütte die mit dem Elefant’ an der Tür
risse ihm die Sänfte runter und dir den Küriss aber
du bist ja nicht da hast sie fest verschlossen drinnen wirds fischig
mitten im Zauberwald steht ein dünnes Gespenst denk nicht
es habe sich verlaufen seine Hausschuhe funkeln es kennt den
Schlaf der immer über dich rannte ich mußte nach ihm schlagen
du schnittst den Blauregen ganz vom Dach ich zwang mich still zu
halten kein Zucken als auch die Vogelnester fielen wir haben
mit glasigen Augen uns festgeschnürt am Resultat
wenn du wiederkämst (der du im Traum irrst Glückskatzen rufst)
alle Fenster aufsperrtest und dieser Papiermond
gleich wieder sein Abrakadabra fächelte das mich so ärgert
ich blas noch immer den Staub von deinen Hemdknöpfen warte in
alten Jeans auf meinem Stückchen Magie bild es mir wenigstens
ein und stürze als Tau herab wenn du im Moos verdirbst
und danach
kleine Insignien der Götter:
Sägespäne auf den Knien
Salzlachen zwischen den Brüsten
Relikte einer Art Heimgang
ich bin sehr einverstanden
als der Kies unter den sich entfernenden
Schritten neu geordnet wurde beugte
der Mond sich mit einem trunkenen
Lächeln über meine Blöße kühlte die Haut mit
Licht brach langsam in Stücke
zurück blieb sein unendlicher schwarzer Saal
aus meinem Mundwinkel wischte
der Nachtwind einen Krümel
ich habe tatsächlich eine Süße bemerkt
alltäglich wie Milch und
mir war bang
soll etwas bleiben
dann fing ich an Hunde zu jagen zu küssen zerbiß
ihnen Ohren Wolfskrallen bis sie versteinten tauchte
mit Enten schwirrte mit Käfern kein Leuchten erschien
zu Mittag aß ich Grasrispen das Silberbesteck
mit der Spitze gerichtet auf mich die ich mit einem Pinsel
gestrichelt auf Federwolken wie ein gelblicher Knochen lag
oder das beschlagene Fenster wenn einer stirbt und es ist längst
Flut darüber gegangen die Liebe wünscht einen Kokon aus Licht
während ich sinke wenigstens eine rechtmäßig
Zurückgelassene wäre ich gerne so oder so allein
mit diesem Kästchen voll Spreu und der Herbst
kämmt mir fremd durchs Gesicht
Bianca Döring lebt als freiberufliche Schriftstellerin und Gesangspädagogin in Berlin, ihre künstlerischen Tätigkeiten übt sie außerdem in den Bereichen Theater, Performance, Musik und Malerei aus. Sie erhielt mehrere Stipendien und Preise (u.a. Martha-Saalfeld-Förderpreis, Solitude-Stipendium, Nominierung Kurd-Laßwitz-Preis 2020 bestes Hörspiel für „Exit“ WDR 2019, Shortlist Gertrud Kolmar Preis für Lyrik 2019), ist Mitglied des PEN-Zentrum Deutschland und veröffentlichte 11 Bücher, u.a. bei Suhrkamp und dtv, zuletzt „Im Mangoschatten – Von der Vergänglichkeit“, PalmArtPress, Berlin 2019. Im Herbst 2021 erscheint ihr neuer Lyrikband „Schalen“ bei PalmArtPress Berlin.