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Palais F*luxx

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Wechseljahre wegtrinken – Frauentees im Test

Wirkungsvoller Kräuter-Mix oder müde Marketing-Masche? Frau Scholten hat verschiedene Frauentees degustiert.

Beim Tee scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite stehen Frauen wie meine Freundin Sabine, die Tee nur widerwillig trinkt, wenn es im Hals kratzt, und sonst auf Wasser und Wein schwört. Auf der anderen Seite die Kräuterexpertinnen, in deren Küchen Büschel von selbstgepflückten Kräutern hängen, aus denen sie mit sicherer Hand die passende Mischung für jedwede Lebenslage mischen. 

Ich stehe dazwischen. Ich trinke gerne Tee. Und viel. Aus Bequemlichkeit greife ich im Alltag meistens zu Teebeuteln. Gerne auch zu solchen mit kreativen Namen wie „Calm & Relax“, „Energiereich durch den Tag“ oder „Orientalische Feige“. Es liegt also nahe, auch Teebeutel in meine Tasse einzuladen, deren Inhalt speziell für Frauen und die Wechseljahre zusammengestellt ist. Zu unterscheiden sind Heilkräuter-Tees und Teemischungen, die eher aus Marketinggründen einen Frauennamen tragen. 

Marketing-Gag oder Heilkraut? 

Die Regale sind voll mit Teemischungen wie „Frauen Power“, „Frausein“, „Im Wechsel“ und so weiter. Heilende Wirkung darf man von ihnen eher nicht erwarten. Zwar wird gerne auf typische „Frauenkräuter“ zurückgegriffen, aber in vielen Mischungen stehen sie prominenter auf der Packung, als sie in der Mischung vertreten sind. Echte Heilkräutertees sollten auch nur bewusst getrunken werden und das in der Regel über einen längeren Zeitraum, bevor sie wirken. Hier beraten zum Beispiel Apotheken oder Kräuterexpertinnen gut. 

In den Teemischungen, die ich testete, steckten häufig diese Kräuter: 

  • Frauenmantel – wird gerne als das Heilkraut für alle möglichen Frauenleiden beschrieben. Durch einen hohen Gerbstoffanteil wirkt der Frauenmantel entzündungshemmend, wundheilend und zusammenziehend. Auf der emotionalen Ebene soll er dabei helfen, gelassener zu reagieren, sich besser abzugrenzen und mehr für sich einzustehen. Weiterhin enthält Frauenmantel Mineralien und Flavonoide, die antioxidativ wirken. Und wichtig in den Wechseljahren, gerade in der Prämenopause: Der Frauenmantel hat eine progesteronausgleichende Wirkung. 
  • Schafgarbe – enthält viele ätherische Öle, unter anderem das Cham-Azuleen, das auch in der Kamille enthalten ist. Dazu kommen Gerbstoffe, Kieselsäure und Mineralien. Schafgarbe wirkt antiseptisch, entkrampfend, verdauungsfördernd und blutstillend – damit ist die Schafgarbe eine gute Empfehlung bei starken Regelblutungen. Auf der emotionalen Ebene verhilft sie zu gutem Schlaf, wirkt beruhigend und stabilisierend. 
  • Rotklee – ist ein Phytoöstrogen und daher natürlich besonders interessant für Frauentees. Neben Gerbstoffen, Mineralien und Vitaminen sind vor allem die östrogenwirksamen Isoflavone ein wichtiger Bestandteil. Ob ein paar Schlucke Tee ausreichen, um das sich wegschleichende Östrogen auszugleichen, ist allerdings fraglich. Laut Studien sind für eine messbare Wirkung konzentrierte Isoflavone in standardisierten Mengen erforderlich. 
  • Hibiskus (Malvenblüte) – enthält viel Vitamin C, soll den Blutdruck senken, antibakteriell wirken und sogar beim Abnehmen helfen. Das wirft ein ganz anderes Licht auf die Blechkannen, in denen Hibiskustee im Schullandheim auf den Tisch kam. Ich bin durch diese Erfahrung, kombiniert mit langen Fußmärschen, zu denen uns ein Lehrerehepaar zwang, traumatisiert. Hibiskus lasse ich seitdem nur ungern in meine Teetasse. 

Eine echte Wirkung kann man nicht erwarten, wenn man ab und zu eine Tasse Tee trinkt. Aber die Marketing-Abteilungen sorgen dafür, dass wir das dennoch glauben. Selten habe ich so viele Versprechungen auf Verpackungen gelesen wie bei diesen Tees. Mein übliches Alltags-Teeritual (Wasser kochen, angeschlagene Tasse aus dem Schrank holen, Teebeutel rein) wirkt da viel zu profan. In Zukunft werde ich mich diesen magischen Getränken nur noch mit sehr viel Ehrfurcht nähern. 

Powerfrau von Meßmer *

Was ist drin? 
Hauptsächlich Hibiskus und Schafgarbenkraut, dazu wird für den Geschmack dazu gemischt: Pfefferminze, Süßholzwurzeln, Himbeerblätter, Zitronengras, Frauenmantelkraut, süße Brombeerblätter, Süßkraut, Kamille, Cranberryschalen. 

Wie ist der Sympathie-Effekt? 
Meßmer-Tees kennt man aus dem Supermarkt. Seit Jahren versuchen die kreativen Köpfe der Firma, sich in ausgefallenen Namen zu übertreffen. Finde ich eigentlich immer ganz lustig. Allerdings greift die Kreativität jetzt auch noch auf die Teebeutel über. Auf dem Papierschnipsel am Faden stehen Sprüche. In meinem Fall: „Kopf hoch, sonst kannst du die Sonne nicht sehen“. Ja. Stimmt natürlich. Oder doch nicht? Ich weiß nicht, ob ich mit meinem Tee philosophieren möchte.  

Was soll es können und was kann es? 
„Die Multitasking-Heldin an den Haken hängen, sich selbst etwas Gutes tun und mit einer Tasse Tee den Akku aufladen – das ist mein Moment.“ 

Fazit: Der Tee schmeckt deutlich nach Hibiskus. Minuspunkt. Vielleicht können Frauen, die weniger Probleme mit dieser Zutat haben, die anderen Geschmackszutaten schmecken. Ich nicht. Mein Akku wurde wohl eher durch die kurze Pause als durch den Tee aufgeladen. Aber: Dafür ist der Tee gut. Wenn man Hibiskus mag. 

Preis: 2,49 € für 20 Teebeutel à 2g

Frauen Power von Yogi Tea*

Was ist drin? 
In der ayurvedischen Kräuter- und Gewürzteemischung stecken vor allem Hibiskus und Süßholz, dazu Pfefferminze, Himbeerblätter, schwarzer Pfeffer, Angelikawurzelextrakt, Zimt, Ingwer, Kardamom, Nelken – alles aus biologischem Anbau. .  

Wie ist der Sympathie-Effekt? 
Yogi Tea lässt mich gleich an den Tee nach der Yoga-Stunde denken. Auch die Verpackung lädt dazu ein: Gewürze und Blüten neben einer dampfenden Teetasse, indisch anmutende grafische Elemente. Die Kräuter sind aus biologischem Anbau, die Teebeutel 100% kompostierbar. Pluspunkt. 

Was soll es können und was kann es? 
„Beschwingt durch fruchtigen Hibiskus, Süßholz und Himbeerblätter stimulierst du deine inneren Quellen und findest dabei ganz neue Wege. Der Tee für alle, die etwas bewegen.“ Puh. Eigentlich wollte ich nur eine Tasse Tee trinken. Auch dieser Tee philosophiert mit mir: „Frage dich: Wer bin ich und was tue ich?“. Außerdem wird mir auf der Packung noch eine Yogaübung nahegelegt, die meine Ausdauer fördert. Es gibt eben kein Glück ohne Einsatz. Das ist der Text des zweiten Teebeutels und setzt mich damit erheblich unter Druck. 

Fazit: Der Tee schmeckt fruchtig – das macht der Hibiskus. Eine würzige Schärfe (Ingwer? Pfeffer?) kann ich auch identifizieren. Beim Rest muss ich passen. Neue Wege habe ich genauso wenig gefunden wie die Antwort auf die Frage, wer ich bin.  

Vielleicht hätte ich lieber den Schwestertee „Frauenbalance“ testen sollen. Er wollte die schöne Melodie meines Lebens mit Harmonie begleiten. Ist aber offensichtlich aus dem Programm genommen worden. War wohl nur ein One-Hit-Wonder. Schade eigentlich. 

Preis: 2,95 € für 17 Teebeutel à 1,8g

Frau sein von Sonnentor*

Was ist drin? 
In dem Tee aus der Reihe „Happiness is …“ spielen Frauenmantel und Rosmarin die Hauptrolle, dazu kommen Zitronenmelisse, Preiselbeeren, Beifuß, Kamille, Johanniskraut, Ringelblumen. 

Wie ist der Sympathie-Effekt? 
Auch hier gefällt mir: Bio-Qualität, Öko-Verpackung, CO2-neutral. Dazu gibt es ein Lächeln. Von Aurela Hyseni, einer Sonnentor-Bäuerin. Das muss ich jetzt mal so glauben. Mach ich bei Sonnentor gerne, ich mag die Produkte der Firma und auch das Design der Verpackungen, eine gute Mischung aus moderner Gestaltung und ein bisschen Schnick-Schnack. 

Was soll es können und was kann es? 
„Mach dir deinen eigenen Zauber!“ und „Gönn dir ein Stück vom Frauen-Glück!“ – Es geht weiter mit den Versprechungen. Der Hinweis „Die Mischung aus vielerlei Frauenkräutern harmonisiert besonders mit mediterranen Gerichten“ bringt mich ins Grübeln. Spielt Sonnentor bei allen Tees den Sommelier oder nur bei „Frau sein“? Weil Frauen natürlich schon vor dem ersten Schluck überlegen, was sie dazu kochen könnten? Immerhin soll der Tee auch in jeder Lebenslage passen. Da kann man ja nichts falsch machen. Und spart auch noch Platz im Küchenschrank. 

Fazit: Vom Geschmack her liegt dieser Tee für mich zwischen Kräuter- und Früchtetee. Die Zitronenmelisse bringt eine spritzige Note mit, im Abgang kräftige Kräuter. Vollmundig und langanhaltender Nachhall. Könnte tatsächlich statt Pinot Grigio gut zu Antipasti oder Minestrone passen. 

Preis: 4,29 € für 18 Doppelkammerbeutel à 1,7g 

Wechseljahre-Tee von Salus*

Was ist drin? 
Rotkleeblüten und -kraut, Frauenmantelkraut und Schafgarbenkraut. Dazu kommen Melissenblätter, Rosmarinblätter, Brombeerblätter, Zitronenverbeneblätter, Lavendelblüten. Alles aus ökologischem Landbau. 

Wie ist der Sympathie-Effekt? 
Die Packung kann sich nicht zwischen Tradition und Medizin entscheiden. Die Zeichnung einer Frau, die in einer höchst unwahrscheinlichen Haltung auf einer Blumenwiese hockt und mit geschlossenen Augen an einer Pusteblume schnuppert, verstört mich. Bleibt zu hoffen, dass sich die versprochene Balance einstellt, wenn ich den „fein-würzigen und frischen“ Tee probiere. 

Was soll es können und was kann es? 
„Abgestimmt auf die typischen Begleiterscheinungen sorgt der Wechseljahretee für ein natürliches Wohlbefinden während aller Phasen der Wechseljahre.“ Das ist ja mal ein großes Versprechen!  Zumindest sollten Melisse und Lavendel zur Entspannung beitragen können. Und entspannt kommt man sicher besser durch die Wechseljahre. Zudem könnte ja auch das Phytoöstrogen aus dem Rotklee wirken, wenn man denn wie empfohlen regelmäßig 2-3 Tassen täglich trinkt. 

Fazit: Krautig. Gesund. Frisch finde ich den Tee nicht, fein-würzig schon. Ein bisschen erinnert er mich an meinen Schlaftee. Wahrscheinlich die Melisse und die Lavendelblüten. Vielleicht hätte ich hier sogar ein bisschen Hibiskus gut gefunden, um zu einem dauerhaften Wohlbefinden zu kommen.  

Preis: 3,95 € für 15 Filterbeutel à 1,8g

Im Wandel von Herbaria*

Was ist drin? 
Rotkleeblüten, Frauenmantelkraut, Melissen-, Rosmarin-, Brombeer-, Zitronenverbeneblätter, Schafgarbenkraut, Lavendelblüten. Aus kontrolliert biologischem Anbau. 

Wie ist der Sympathie-Effekt? 
Mit dem Slogan „Genuss in den Wechseljahren“ kommt dieser Kräutertee schon mal sympathisch daher. Die Packung erinnert an erwachsen gewordene Hippies: Die Informationen stehen in einem recht nüchternen Bereich, drumherum ein Flower-Power-Gewusel. Die Filterbeutel stecken in einer Plastik-Umverpackung – das gibt bei mir Abzüge. Auch wenn ich weiß, dass das zum Schutz der Kräuter sein soll.  Diesmal reden nicht die Teebeutel mit mir, sondern die Packung: „Wenn sich vieles ändert, bleibt doch eines gleich: Frau sollte sich jeden Tag etwas Gutes tun.“ Einverstanden. 

Was soll es können und was kann es? 
„Frauen lieben Rotklee und Frauenmantel.“ Also haben wir sie in eine Teemischung gepackt und können jetzt mit dem Thema Wechseljahre absahnen. Nein, das steht da natürlich nicht. Der erste Satz schon. Wusste ich noch gar nicht. Ich liebe meinen Mann. Meine Familie. Vielleicht auch noch mein Sofa. Aber Rotklee und Frauenmantel? 

Fazit: Nach den ersten Schlucken steht für mich fest: Rotklee und Frauenmantel sind sicher sehr gesunde Kräuter. Lieben werde ich sie nicht. Die Geschmackszutaten bringen auch keinen Flirtfaktor dazu. Dieser Tee bleibt in der Kategorie: „Kann man so nebenbei trinken“. Ob ich ihn noch mal kaufe, bleibt eher fraglich. 

Preis: 3,79 € für 15 Filterbeutel à 1,6g

Wir wünschen ein gutes Teekränzchen!

Britta Scholten ist ausgebildete Wechseljahresberaterin, aber keine Medizinerin. Die Bewertungen unterliegen alle einem Selbsttest und keinen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Bei Unsicherheiten, starken oder langanhaltenden Beschwerden unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

*Markennennung, keine bezahlte Werbung; für die Richtigkeit der Produktangaben übernehmen wir keine Gewähr.

Illustration: Kathrin Blanke
Grafiken: Mimi Weber

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