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Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

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Men with Blackout

Constanze Kleis über die Will Smith-Klatsche oder die Frage: Braucht die moderne Frau einen Beschützer?

Jetzt Oscar-Legende, dafür aber ohne Sympathien: Will Smith. Immerhin sein treuer Begleiter Roy hält zu ihm


Eigentlich gilt der Weltmarkt für Beschützer als faktisch zusammengebrochen. Schuld sind die Frauen, die darauf bestehen, nicht mehr nur von den Härten der Arbeitswelt und der Selbstbestimmung bewahrt werden zu müssen. Ältere Beschützer-Modelle waren deshalb bislang praktisch nur noch antiquarisch zu haben. Ebenso wie das übliche Beschützer-Zubehör: Bestimmer-Allüren („Wer verdient denn hier das Geld?“), Macho-Gehabe („Haha! Ich kann ja nicht mal ein Spiegelei!“) und Geringschätzung („Frau am Steuer? Das wird teuer!“). Nur deshalb sahen sich übrigens Männer wie Lothar Matthäus oder Dieter Bohlen genötigt, in einer Altersgruppe zu wildern, die noch keine weiterführenden Bildungsangebote wie den Besuch einer Universität wahrnehmen konnte. Aus der berechtigten Sorge heraus, dass eine gute Ausbildung bei Frauen erst zu beruflichen Ambitionen, dann zu Selbstständigkeit, schließlich zur Beschützer-Ablehnung führt. Zumal man mit eigenem Einkommen schnell feststellt, dass all das Beschützen in keinem Verhältnis zu dem Preis steht, der einem als Frau dafür so gern in Rechnung gestellt wird. (Zum Beispiel, sich von den täglichen Pflichten mit dem Satz befreien zu können: „Ich kann mich auf keinen Fall an der Hausarbeit beteiligen. Ich beschütze ja schon!“)

Wer wurde beleidigt – die Frau?

Und nun Will Smith. Er ohrfeigte ausgerechnet den Moderator der Oscars, während der Übertragung und also vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Will Smith sagt, er habe es für seine Frau getan. Die sei von Chris Rock – mit einem zugegeben enorm unlustigen Witz – beleidigt worden. Und dann sagte er später, dass das natürlich nicht richtig gewesen sei. Weil Gewalt nie eine Lösung wäre. Vielleicht auch weil er nun befürchten muss, dass man ihm den Oscar aberkennt und dass nicht die Trophäe, sondern die Ohrfeige in Erinnerung bleiben wird. Zumal dies Ereignis gleich drei weitere Beschützer-Missverständnisse offenbarte. Erstens schätzen es Frauen so gar nicht, Anlass für eine Schlägerei zu sein, wie man unschwer an der Reaktion von Jada Pinkett Smith erkennen konnte. Übrigens eine überaus erfolgreiche und durchsetzungsstarke Schauspielerin, die sehr gut selbst für sich eintreten kann und das sicher intelligenter getan hätte als ihr Mann. Zweitens, dass es bei all dem Beschützen eigentlich sowieso meistens um etwas geht, das Frauen etwa so brennend interessiert wie Gerhard Schröders Kommentare zur Weltlage: Männerehre. Drittens: Dass dieses Beschützer-Buhei bloß die ziemlich kurze Zündschnur ist für die ohnehin bekloppte – und brandgefährliche – Idee, dass einem Mann ruhig mal „die Hand ausrutschen“ oder „die Sicherung durchbrennen“ kann. Vorausgesetzt, es ist für einen vermeintlich guten Zweck, der selbstverständlich also solcher exklusiv von ihm definiert wird.
Was so ein selbsternannter Beschützer damit anrichten kann, erleben wir gerade mit Wladimir Putin.

Nochmal langsam, was wir brauchen

Deshalb noch einmal: Wir brauchen keine Beschützer. Wir brauchen jemanden, der uns respektiert, der die Hälfte der Hausarbeit übernimmt, der sich nicht hinter einer Mülltonne versteckt, wenn es mal brenzlig wird und nicht kichert, wenn jemand auf unsere Kosten einen sackblöden Witz reißt. Weil: Das tun wir schließlich auch umgekehrt.


Wer sich von den fragwürdigen alten Zeiten nicht lösen kann, kann sie sich an die Wand hängen
gesehen bei Amazon. Da aber bitte nicht kaufen, böse Firma
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