Close

Palais F*luxx

Online-Magazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre

Close

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Macht doch, was ihr wollt!

Jeden zweiten Mittwoch stellen wir Euch eine Frau vor, die ihr Leben umgekrempelt hat
oder mittendrin ist in der Veränderung

Heute: Andrea Bury

„Entrepreneurial Sisterhood“ klingt cool und ist es auch – weiß Andrea Bury.
Foto: Mike Meyer



Monaco, München, Marrakesch – Andrea Bury kennt Bling-Bling und Marketing-Blabla zur Genüge … aber auch die Kehrseite des Ganzen. Mit Ü-40 wurde sie zur nimmermüden Gründerin und stemmt eigene Projekte auf der ganzen Welt. Ihre Ziele: Frauen fördern, Bildung stärken, Verständigung ermöglichen. Was sie inspiriert und anspornt, erzählt sie uns im folgenden Gespräch.

Name: Andrea Bury
Alter: 52
Beruf: Unternehmerin
Wohnt in: Berlin
Motto: Nur wer ein bisschen Chaos in sich trägt, kann einen tanzenden Stern gebären.

Liebe Andrea, die hübschen Taschen, Schuhe und Accessoires Deines Fair Trade-Labels „ABURY Collection” und die dazugehörige Foundation kenne ich natürlich schon lange. Jetzt wird’s Zeit, den Palais F*luxx-Leserinnen zu erzählen, wie Du das alles auf die Beine gestellt hast. Verrätst Du uns Deinen Werdegang?
Ich beginne mal beim Studium: Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert, dann in einer Sponsoring-Agentur als Beraterin angefangen und nebenbei an einer Fern-Uni Kulturmanagement studiert. Anschließend bin ich nach London zu einer Corporate Identity-Agentur gegangen. Da habe ich es nicht lange ausgehalten, in der Probezeit gekündigt und zwei Monate bei einem Club an der Garderobe gearbeitet. Dann bekam ich die Chance, für ein Jahr nach Monaco zu ziehen und die Organisation des ersten Laureus World Sports Awards (Oscar des Sports) mit zu übernehmen. Im Jahr 2000, also um meinen 30. Geburtstag herum, bin ich nach München gezogen und habe mich als Kommunikations-Beraterin selbstständig gemacht. 2004/05 habe ich einen Kunden bei der Formel 1 begleitet und danach war klar, dass ich meine Fähigkeiten in Zukunft für sinnvollere Projekte einsetzen will. 2007 habe ich geheiratet und bin nach Marrakesch gezogen, um ein Haus in der Altstadt zu renovieren, mit dem Ziel, einen Thinktank aufzubauen. 2011 kam die Trennung und seitdem pachte ich das Haus in der Altstadt und führe es noch bis heute als Hotel. 

Aha! Stichwort „Marokko“: Jetzt kommt ABURY ins Spiel, oder?
Das Leben vor Ort in Marokko und die Situation der Frauen haben mich sehr bewegt. Hier wurde mir direkt vor Augen geführt, wie unfair die Welt ist: Die Frauen vor Ort können nicht wählen, wen sie lieben, was sie anziehen, was sie lernen – sie sind oft finanziell abhängig. Ich wollte etwas tun, um explizit Frauen dabei zu unterstützen, mit ihren beeindruckenden kunsthandwerklichen Fähigkeiten eigenes Geld zu verdienen und Wertschätzung zu erfahren. Also habe ich mit 43 Jahren die „ABURY Collection” gegründet. 50 Prozent des Profits werden reinvestiert in die „ABURY Foundation”.

Beeindruckend! An Energie und Ideen scheint es Dir mit Ü-50 jedenfalls nicht zu mangeln …
Es gibt eben viel zu tun. Zwischendurch bin ich viel durch Afrika gereist und habe viele spannende Unternehmerinnen in Afrika kennengelernt. Das hat mich dazu bewogen, mich mit 51 für einen Ideen-Inkubator des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu bewerben. Und wir haben gewonnen!! Jetzt bin ich dabei, ein Start-up zusammen mit einer 28-jährigen Frau aus Ruanda in Ruanda zu gründen. Die Idee: das erste Frauennetzwerk als „Entrepreneurial Sisterhood“ für Frauen in Ruanda zu bauen. Eine super spannende Erfahrung.

Wir drücken die Daumen. Wie oder womit tankst Du am besten auf?
Schlafen – gern auch mal ein Mittagschlaf – und Sport.

Was beschäftigt Dich zurzeit noch so?
Momentan beschäftigen mich die aktuellen Entwicklungen in der Welt – Ukraine-Krieg, Ernährungskrise in Afrika, Energie-Krise überall, Rechtsruck, Iran, Frauenrechte, gesellschaftliche Teilhabe von Menschen, die nicht der Norm entsprechen.  

Was treibt Dich an?
Die Schönheit und Einzigartigkeit des Lebens und meine Neugier, möglichst viele Varianten davon zu entdecken.

Wolltest Du als Kind schon Unternehmerin werden und Dich für andere Menschen einsetzen?
Berufswünsche hatte ich jedenfalls viele – von Kriminalkommissarin über Diplomatin, Pharmazeutin und Schauspielerin bis hin zur Behinderten-Pädagogin …

Was, würdest Du sagen, hat Dich zu dem gemacht, was Du bist?
Klar spielt das Elternhaus eine große Rolle. Meine Mutter war sehr jung und wollte, dass ich eine unabhängige Frau werde. So lernte ich schnell, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Mein Vater gab mir im Hintergrund die Sicherheit, dass er für mich da ist, wenn was schief geht. Und so konnte ich einige spannende Entscheidungen treffen … die schließlich meist gut ausgingen. Das hat mich sicherlich auch sehr geformt. Auch Mentoren, die oft mehr in mir gesehen haben, als ich mir selbst zugetraut habe. Ich habe mich dann immer wieder auf neue Abenteuer eingelassen – und bin daran gewachsen. Außerdem waren zwei Werte für mich schon früh sehr wichtig: Freiheit und Gerechtigkeit. Daran richte ich mein Leben regelmäßig aus.

Das klingt nach vielen Chancen, aber auch dem Mut, die Gelegenheit einfach beim Schopf zu packen. Gab’s auch Rückschläge?
Allerdings. Ich habe schon unfassbar viele Rückschläge erlebt. Damit halte ich mich aber nicht lange auf, sondern lasse sie und die schlechten Gedanken, die damit zusammenhängen, wieder gehen. Ich glaube, es ist wichtig, dass man lernt, nicht an Misserfolgen hängen zu bleiben.

Was war Dein jüngster großer Erfolg?
Als eine Näherin zu mir kam und ihr erstes eigenes Design präsentierte.

Was inspiriert Dich?
Das Leben und andere Kulturen entdecken.     

Empfindest Du heute die Dinge anders als noch vor 20/30 Jahren?
Ich bin heute viel entspannter, toleranter, würde fast sagen auch empathischer. Durch die Begleitung anderer und durch eigene Schicksalsschläge habe ich gelernt, dass jeder mit etwas zu kämpfen hat und etwas in sich trägt, das schmerzt. Es liegt aber nur an Dir selbst, was Du daraus machst, wie Du damit umgehst und auf Dein Leben schaust.

Was ist Dein Rat an Frauen, die sich in der Mitte des Lebens neu aufstellen?
Nicht ans Alter denken. Ängste, das Alte zu verlieren, loslassen und die Veränderung umarmen, denn in ihr liegt oft eine Chance.

Gibt‘s Vorbilder?
Meine Oma, die immer zu mir sagte: „Kind, Du musst viel lachen, wenn Du jung bist, damit Du glückliche Falten bekommst.“

Was hast Du zuletzt zum allerersten Mal gemacht?
Fallschirmsprung (Tandem).

Gibt es etwas, das Du unbedingt in diesem Leben noch mal tun oder erlernen möchtest?
Viele Länder entdecken – vor allem in Asien und Afrika. Und ich würde gern Querflöte spielen können.

Wie würdest Du Deine derzeitige Lebensphase zusammenfassen?
Voll und toll, lustig und liebevoll.

Vielen Dank!

Das Interview führte Gerlind Hector, die im Jahr 2012 erstmals von Andreas „Baby” ABURY gelesen hat: Schöne Styles, Charity und Sustainability im Dreierpack? Das geht? Wow! Darüber wollte sie berichten und gründete kurzerhand das erste deutschsprachige Blogazine für faire und nachhaltige Mode und ihre Macher:innen: Fair-Fashion.net

Hier geht’s zu Andrea:
Abury Collection: abury.net
Abury Foundation: abury.org
linkedin.com/in/andreabury


Wenn Du auch Lust hast, uns von Deiner Neuaufstellung zu erzählen und ein tolles Foto von Dir hast, schreib eine MAIL

Close